Dienstag, 10.07.2007

Am Rande des Whisky-Wahnsinns entlang von Ballater nach Auldearn. Sehenswürdigkeiten des Tages sind Tomintoul, Grantown on Spey und Cawdor Castle.

Zu den Fotos am Corgarff Castle.

Die Cairngorms sind (hab' ich es nicht schon erwähnt?) eine karg anmutende Landschaft. Die Umgebung von Corgarff Castle ist Beispielhaft. Den besten Blickschutz dort bietet dieser 'Kuckstein'. Ich nenne ihn so, weil er drei oder viermal durchbohrt ist und eine dieser Röhren ist so gesetzt, dass man hindurch genau auf Corgarff Castle schaut. Die restlichen Röhren weisen irgendwo in die Landschaft - klar, wohin auch sonst, es ist ja nichts weiter da. Das heißt doch, gleich oben auf der Kuppe des Passes findet sich wieder ein Skigebiet.

Auf der anderen Seite gelangt man nach Tomintoul. Dort bin ich erst mal einkaufen gegangen. Am Vorabend in Ballater hatte ich nicht mehr alles bekommen was ich brauchte, denn die meisten Geschäfte schließen gegen fünf, manche früher, manche später. Tomintoul ist ein ganz nettes, kleines Örtchen, an dem der Tourismus alles andere als spurlos vorübergeht. Von zehn bis zwölf Geschäften sind vier oder fünf Kunst- und Souvenierläden.

Einer davon schließt direkt an ein Whisky-Geschäft an, mit innerem Zugang. Als ich den Laden betrete, freut sich auch gleich so ein blondes Gift um die 30 mit "Hi there!" und einem breiten Lächeln im Gesicht über mein Erscheinen. Ich grinse zurück und bin froh, dass ich die Auslagen doch in Ruhe betrachten kann. Angeboten werden - natürlich - Wollprodukte in den karierten Schottenmustern, den 'Tartans'. Schals, Mützen, Kilts. Die allgegenwärtigen Miniaturen von William Wallace alias Mel Gibson mit dem blau-weißen Gesicht, Highlandern mit Claymore in Kampfstellung und Dudelsackpfeifern fehlen nicht. Nessie ist zwar nicht in allen Varianten vorhanden, aber dennoch in Plüsch und Tartanmütze allhier. Darüber hinaus gibt es den üblichen Ramsch aus Porzellan, Schmuck mit keltischen Motiven und ... Musik-CDs (verdammt!). Ich suchte mir drei Stück aus, nicht bedenkend, dass die einzig andere Person in diesem Laden die Kassiererin Miss Überschwang ist. Sie hat auch meine Auswahl reichlich gelobt und mir besonders zu den 'Red Hot Chilli Pipers' gratuliert. Zum Zahlen hat sie mich dann in den Whisky-Laden abgeschleppt. Dort hinter der Theke degustierte soeben der Besitzer des Spirituosen-Fachgeschäfts, kenntlich an der roten Nase, eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem etwas zu groß geratenen Weinglas. Na denn wohl bekomm's.

Zu den Fotos in und um Tomintoul.

Als ich die Polizeistation fotografiert habe, trat gerade ein fröhlicher Schotte hinter dem Geländewagen hervor. Mich zielen sehen und sich in Positur für's Foto werfen war beinahe eins. Wir trafen uns noch zwei Mal in diesem kleinen, Schottlands höchstgelegenen Ort und tauschten ein paar Scherze aus. Mit dem Eindruck, die Schotten seien alles in allem ein sehr warmherziges Volk stieg ich ins Auto und warf einen Blick auf die Karte. Im nächsten Ort, Grantown on Spey, könnte ich auf den Whisky-Trail einbiegen. So halb befand ich mich ja schon darauf. Die 'Royal Lochnagar Distillery' befindet sich gleich neben Balmoral Castle. Folgen würden Glenlivet, Glenfarclas, Glenfiddich, Glen Moray, MacAllen und wie sie nicht alle heißen. Tomintoul selbst verfügt ja auch über eine. Ob nun die Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Menschen hier mit der Vielzahl der hier produzierten geistigen Getränke einen kausalen Zusammenhang haben, wollte ich nicht mehr ergründen, und so fuhr ich einfach weiter. Nur, um gleich am Ortsausgang für einen wundervollen Ausblick von einem ehemaligen Steinbruch aus wieder stehen zu bleiben.

Nach Grantown on Spey, ein zwar netter, nichtsdestowenigertrotz langweiliger Ort, machte ich einen Abstecher nach Lochindorb, einem See mit einer Ruine auf einer Insel darin. Wenn man an den See kommt, hat man das Gefühl, man würde auf das Meer zufahren, so wellig ist das Wasser und so zahlreich die Gischtkronen. Kommt man näher, was kein Problem darstellt, da die Straße bisweilen etwa einen Meter vom Wasser entfernt und nur einen halben Meter darüber liegt, stellt man fest, dass dieser weiße Schaum obendrauf nicht nur Wasser ist. Um was genau es sich dabei handelt, will ich lieber nicht wissen. Riechen tut's jedenfalls nicht sehr gesund. Später in Oban am Hafen stieß ich auf ganz ähnliche Schaumeffekte. Die Ruine ist auf den Fotos leider kaum zu sehen. Das reichlich bemooste Gemäuer hebt sich vom Hintergrund kaum ab. Stellt's Euch einfach vor, das wird schon gehen.

Zu den Fotos in Nairn und Umgebung.

Kurz vor Nairn folgte ich noch den Pfeilen nach Cawdor Castle. Gleich am Eingang erwartete mich 'Neptunes Throne', ein Kunstwerk aus Treibholz zusammengestückelt. Das Langwierigste daran muss es wohl gewesen sein, all das geeignete Treibholz zusammenzutragen. Hinter dem Gemäuer bekommt man die Gelegenheit, auf vier Pfaden durch den Wald zu stiefeln. Die Pfade sind mit unterschiedlicher Länge angegeben. Ich glaube aber, es nur ein Pfad, der lediglich an vier Stellen abkürzende Ausgänge hat. Den kürzesten bin ich jedenfalls mal abgelaufen.

Meine Unterkunft erreichte ich an diesem Tage recht zeitig, so dass ich noch zu einem Streifzug aufgebrochen bin. In Nairn bin ich über die Ruine einer Kirche gestolpert. Ich habe das auch gleich fototechnisch dokumentiert. Niemand sollte mir nachsagen können, ich würde nicht auch mal Sakralbauten auf die Platte bannen. Sogar in Auldearn gibt es eine Besonderheit: einen 'Boath Doocot and Battlefield Lookout'. Dabei handelt es sich um einen riesigen, gemauerten Taubenverschlag, der auf einem Hügel steht, von dem aus man über die Wiesen blicken kann, auf denen sich anno 1645 die Covenanters mit den Royalisten geprügelt haben. Ich glaube, die Royalisten haben gewonnen. Jedenfalls stehen da zwei Informationstafeln bereit, eine oben und eine unten mit Blick nach oben. Als ich gerade beim Studieren der unteren Tafel war, stupste mich plötzlich eine kohlrabenschwarze Katze ans Bein. Sie wollte unbedingt schmusen und hat mich noch bis nach oben begleitet. Runter wollte sie nicht mehr. Das lag wohl an dem großen Hund, der uns entgegen kam.